Meine Tage mit Zug
Irgendwo tief in meinem ansonsten ziemlich rational funktionierenden Zwischenhirn ist die Überzeugung verankert, dass alle uns umgebenden Gegenstände ein Eigenleben führen. Mein Fahrrad: ein treues Faktotum, das geduldig auf seine Einsätze wartet und sich niemals über den Rost an der Kette beklagen würde. Meine Handtaschen: zickig die einen, ständig Kugelschreiber verschlingend, behäbig und praktisch, fast etwas gouvernantenhaft in ihrer pflichtbewussten Art die anderen. Unser Auto: eng befreundet mit meinem Fahrrad, gleichgültig seine Benzin-Rationen schluckend. Unser Kühlschrank dagegen - möglicherweise entfernt verwandt mit Axel Hackes Bosch - ist gerade in der Pubertät. Heute etwa gelüstete ihn nach einem Milchbad
a la Kleopatra und es war ihm so was von egal, dass ich als Event-Managerin einer Geburtstagsparty gerade jetzt voll ausgelastet bin. Mir doch egal, blinkte er aufsässig als ich die Milch wegputzte und ich drohte ihm mit dem Finger. Man muss hier gewisse Grenzen setzen, sonst machen plötzlich alle, was sie wollen.

chamäleon123 - 9. Mai, 10:59