Tortendiktator
Ich und der Muttertag , wir beide haben ein sehr gespanntes Verhältnis. Ich finde ihn, grundsätzlich und Jahr für Jahr mehr, aufdringlich, seltsam und verklebt von jener zuckersüssen, unnachgiebigen Klebrigkeit, die es aus zu lange stehengelassenem schlechtem Gewissen, ranzigen Schuldgefühlen und einer ewigen Dankbarkeit mit der Zeit gibt.
So richtig verkracht habe ich mich aber mit dem Muttertag, als ich, ganz früher einmal, in einem kleinen Café als Serviertochter arbeitete, um mir ein Motorrad samt Helm und klobigen Stiefeln und Ferien in Firenze und Griechenland zu verdienen. Es war ein adrettes kleines Café, mit einem Flipperkasten für die jungen und einer Tortenvitrine für die alten Gäste. Die mittleren Gäste assen Eisbecher und tranken mit langen, vielfach gewundenen Röhrchen Cremiges aus bunten Gläsern. Es waren eben die Achzigerjahre.
Und am Muttertag kamen die Söhne, mit ihren Müttern am Arm, denn damals hatten noch nicht alle betagten Leute jene kleinen Rollwägelchen, auf die man sich stützen kann und die Töchter gingen wahrscheinlich anderswohin mit ihren Müttern oder luden sie zu sich nach Hause ein. Die Söhne aber kamen ins Café, lächelten ein caramelisiertes Dauerlächeln, samt und sonders, setzten ihre Mütter auf die gepolsterten Stühle und bestellten einen Espresso und die Coupekarte, denn damals gab es noch keine Lattemacchiato und Lattedoppio und Frappuccino und solches Zeug. Espresso war cool und die Mutter musste sich einen Coupe Danmark oder einen Romanoff mit Erdbeeren gönnen, denn die Söhne wollten sich nicht lumpen lassen, am Muttertag.
Einer dieser Söhne, ich habe ihn scharf beobachtet weil er ganz besonders grimmig dreinschaute wenn seine Mutter einmal nicht in seine Richtung schaute und am liebsten hätte ich ihm heissen Schwarztee über die Bundfaltenhosen gegossen, einer dieser Söhne verteidigte sein Muttertagsrecht auf stückchenweisen Ablass der ewigen Dankbarkeit mit Klauen und Zähnen und als seine Mutter auch nach mehrmaliger Aufforderung partout keine Torte aussuchen wollte und keine Glacékreation, verging ihm das bereits sehr schmallippige Lächeln vollends und er herrschte die betagte Mutter unbeherrscht an. Du bestellt jetzt so eine Torte, himmelherrgottnochmal., zischte der Sohn entnervt und die Mutter zuckte zusammen und deutete auf ein Stück Quarktorte, in dem sie später lustlos herumstocherte. Der Sohn schwieg. Die Mutter auch.
Und Trinkgeld gab er auch keins, der Tortendiktator.
So richtig verkracht habe ich mich aber mit dem Muttertag, als ich, ganz früher einmal, in einem kleinen Café als Serviertochter arbeitete, um mir ein Motorrad samt Helm und klobigen Stiefeln und Ferien in Firenze und Griechenland zu verdienen. Es war ein adrettes kleines Café, mit einem Flipperkasten für die jungen und einer Tortenvitrine für die alten Gäste. Die mittleren Gäste assen Eisbecher und tranken mit langen, vielfach gewundenen Röhrchen Cremiges aus bunten Gläsern. Es waren eben die Achzigerjahre.
Und am Muttertag kamen die Söhne, mit ihren Müttern am Arm, denn damals hatten noch nicht alle betagten Leute jene kleinen Rollwägelchen, auf die man sich stützen kann und die Töchter gingen wahrscheinlich anderswohin mit ihren Müttern oder luden sie zu sich nach Hause ein. Die Söhne aber kamen ins Café, lächelten ein caramelisiertes Dauerlächeln, samt und sonders, setzten ihre Mütter auf die gepolsterten Stühle und bestellten einen Espresso und die Coupekarte, denn damals gab es noch keine Lattemacchiato und Lattedoppio und Frappuccino und solches Zeug. Espresso war cool und die Mutter musste sich einen Coupe Danmark oder einen Romanoff mit Erdbeeren gönnen, denn die Söhne wollten sich nicht lumpen lassen, am Muttertag.
Einer dieser Söhne, ich habe ihn scharf beobachtet weil er ganz besonders grimmig dreinschaute wenn seine Mutter einmal nicht in seine Richtung schaute und am liebsten hätte ich ihm heissen Schwarztee über die Bundfaltenhosen gegossen, einer dieser Söhne verteidigte sein Muttertagsrecht auf stückchenweisen Ablass der ewigen Dankbarkeit mit Klauen und Zähnen und als seine Mutter auch nach mehrmaliger Aufforderung partout keine Torte aussuchen wollte und keine Glacékreation, verging ihm das bereits sehr schmallippige Lächeln vollends und er herrschte die betagte Mutter unbeherrscht an. Du bestellt jetzt so eine Torte, himmelherrgottnochmal., zischte der Sohn entnervt und die Mutter zuckte zusammen und deutete auf ein Stück Quarktorte, in dem sie später lustlos herumstocherte. Der Sohn schwieg. Die Mutter auch.
Und Trinkgeld gab er auch keins, der Tortendiktator.
chamäleon123 - 12. Mai, 20:07