genderhausmenschentag

Weil jetzt ohnehin nicht die richtige Jahreszeit ist um Kartoffeln zu pflanzen, bin ich jetzt mal so, ähm, Hausfrau. Morgen ist nämlich Gendertag, der früher Tochtertag hiess und jetzt Zukunftstag, weil sich die Söhne benachteiligt fühlten und Gender ja kein Schwein versteht. Am Zukunftstag jedenfalls kommt Noah (13) zu mir nach Hause, um mich im Hausfrauenalltag zu begleiten und darüber einen Bericht zu schreiben. Der arme Kerl. Er hatte es nicht leicht, überhaupt eine Hausfrau zu finden für dieses zukunftsträchtige Gleichstellungsprojekt und ehrlich gesagt war ich im ersten Moment sogar ein wenig gekränkt. Schliesslich habe ich noch zwei weitere Arbeiten, dachte ich, pff!

Aber ich habe ziemlich viel darüber nachgedacht, warum ich mich despektiert fühle durch diese Definition. Hausfrau. Blödes Wort natürlich, man denkt sofort an eine Schürze und einen dieser Staubwedel, wie sie nur Französinnen schwenken. Und es hat einen grässlichen Beigeschmack von 50-er-Jahre-Mief, ultrareaktionären Profimüttern und jenen Frauenseiten in Frauenmagazinen mit Bastel-, Deko- und Diättipps. Und das beliebe nicht wegen Frau Mikas Buch. Denn in Wahrheit sind wir doch alle Hausfrauen, auch die Männer. Wir haben schliesslich alle ein Zuhause, für das wir sorgen möchten, mehr oder weniger halt. Als Haupt- oder nebenberufliche oder Teilzeit-Zuhausemenschen also. Ausser wir bezahlen jemand Fremden, der für uns kocht, putzt, aufräumt, die Winterkleider aussortiert und die Schulaufgaben kontrolliert. Die Kränkung, dachte ich weiter, kommt wohl daher, dass ich mir das alles ein wenig konkreter vorgestellt habe mit der Aufgabenteilung. Dass Teilzeitarbeit für die meisten Berufsfrauen automatisch auch die Übernahme des quasi vollumfänglichen Haushaltes bedeutet, ist eine bittere Hausfrauenpille, an der ich manchmal noch immer würge.

Hausfrauentag also. Was für eine verlogene Aktion: die Gymnasiasten sollen die häusliche Arbeit wertschätzen lernen. Sie werden Akademiker, damit sie später mal jemanden bezahlen können, der (sic.) Nur: was werde ich Noah morgen für einen Tag präsentieren? Einen Hausfrauentag: morgen Bettdecke raus, lüften, Küche aufräumen, staubsaugen, einkaufen, kochen, KücheaufräumenWäschezusammenfalten BadputzenSchuhschrankausmisten AbstaubenHausaufgabenabfragenKochenKücheaufräumen WäscheaufhängenUff! Oder einen Chamäleontag: Fensteraufreissen, Kücheauf- raschArbeit2fertig, Wäschaufhängen, halt, die Kücheaufräumen zuerst, ein Telefon für Arbeit 3 erledigen, Küche endlich fertig, Bad putzen, dazwischen eine Idee für Arbeit 2 verankern, Himmel: was kochen? einkaufen, währenddessen ein weiteres Telefon, diesmal für Arbeit 2, staubsaugen, nein lieber erst kochen, Küche aufräumen, wegfahren zu Arbeit 3, drei Stündchen, wieder daheim Arbeit 2 noch den letzten Schliff geben, Ernst besänftigen, Hausaufgaben kontrollieren, Kochen, Küche...staubsaugen halt morgen und die Fenster, sind die noch offen?
Man wird sehen. Lieber Noah, Du zukünftiger moderner Mann, du wirst das mit der Rollenteilung hoffentlich besser machen, später mal.
acqua - 9. Nov, 22:45

Ich glaube, an einem Chamäleontag würde Noah weit mehr für und über das Leben lernen als an einem Hausfrauentag. Und falls er sich bewährt: Schicken Sie Ihn dann übermorgen bei mir vorbei? Bitte!

diefrogg - 12. Nov, 17:24

Ah, jetzt sehe ich,...

in welche Richtung Deine Kritik ab Frau Mika geht. Da habe ich grosses Verständnis. Ich habe mir das mit der Aufgabenteilung im Haushalt auch ein bisschen konkreter vorgestellt.

Genau für dieses Problem hat Frau Mika ja eines ihrer wenigen konkreten Rezepte: mit dem Mann ein ernsthaftes Gespräch führen - und wenn es dann nicht klappt mit der fairen Aufteilung: einfach ausziehen.

An dieses Rezept habe ich früher auch geglaubt. Inzwischen habe ich mich mit der Situation arrangiert, dass ich putze. Der Mann kocht wenigstens, flickt mir wenn nötig den Computer und macht seine eigene Wäsche. Ich bin damit nicht zufrieden. Aber das mit dem Wegziehen habe ich mir einstweilen abgeschminkt.

Ich bin also auch in die Falle getappt. Aber es gibt Schlimmeres.


gelesen:


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Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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