Liebe Kindergärtnerinnen
Bitte habt Erbarmen mit uns. Noch ein paar läppische Wochen Sommerferien, dann kommen unsere Kinder zu euch in den Unterricht. Täglich. Ihr werdet damit von einem Tag auf den anderen in den erlauchten Kreis der wichtigsten Bezugspersonen erhoben. Unsere Kinder werden uns streng zurechtweisen, wenn wir uns vor dem Essen nicht genauso wie im Kindergarten die Hände reichen und uns mit dem Znünilied einen guten Appetit wünschen und sie werden uns auf die Finger schauen beim Orangenschälen, weil bei uns die Schale bloss traurig herunterfällt statt sich zu lustigen Figuren zu ringeln. Kann man es uns da verdenken, dass wir euch erst einmal etwas kritisch begutachten, am ersten Schnuppernachmittag? Für euch sind wir schliesslich auch hauptsächlich lästige Anhängsel der Kinder, deretwegen ihr euch zu verständnisvollen, umsichtigen, gerechten und liebevollen Pädagoginnen habt ausbilden lassen.
Das hoffen wir zumindest, denn immerhin vertrauen wir euch unsere Kleinode an, unsere Augensterne und meint ja nicht, dass uns das leicht fällt, auch wenn wir cool winken werden nach dem ersten Abschied. Denn auch wenn manche von uns noch jüngere Kinder haben, die sich zuhause an unsere Beine klammern oder ältere, die bereits jeden Werktag nach einem lässigen Kopfnicken in unsere Richtung zur Schule staksen – wir müssen, wie wir das eigentlich ständig tun, loslassen, und das wird bei aller Freude über einige ungestörte Stunden zum Arbeiten nicht so einfach sein, wie wir uns das vorstellen.
Deshalb: habt Erbarmen. Lasst uns nicht stundenlang debil auf winzigen Stühlen sitzen, drückt uns an Elternabenden keine Bastelarbeiten in die Finger (wir sind gehemmt und nur wenige von uns erfreuen sich in Gesellschaft von 23 uns meist völlig fremden Menschen kreativer Schübe, schon gar nicht auf Befehl). Gebt uns zwei Wochen vor den Sommerferien keine weissen Stofftaschen mit, die wir bis zum ersten Kindergartentag mit fröhlichen Motiven bemalen sollen. Und: erzählt uns viel über euch. Keine von uns würde auch nur einen Babysitter für zwei Stunden anstellen, ohne vorher Details über politische Gesinnung, bevorzugte Freizeitaktivitäten und die ungefähre Zahl der Piercings aus ihr herauszuquetschen. Am liebsten möchten wir alles wissen: welche Musik ihr hört und ob ihr Mörgeli auch so ätzend findet oder ob ihr den Blick oder die "Zeit" lest und jedes Jahr nach Savognin fahrt und im Ferienhäuschen eurer Eltern Wanderferien macht. Oder ob ihr in der Freizeit mit Gothic-Klamotten durch die Stadt schreitet, Briefmarken sammelt oder den Papst das absolut Grösste findet. Klar geht uns das nichts an. Aber unsere Kinder erzählen euch schliesslich auch, dass Papa drei Unterhosen mit Tigerstreifen hat und Mama pupst, wenn sie Aprikosen isst. Meint bloss nicht, das sei uns nicht bewusst.
Das hoffen wir zumindest, denn immerhin vertrauen wir euch unsere Kleinode an, unsere Augensterne und meint ja nicht, dass uns das leicht fällt, auch wenn wir cool winken werden nach dem ersten Abschied. Denn auch wenn manche von uns noch jüngere Kinder haben, die sich zuhause an unsere Beine klammern oder ältere, die bereits jeden Werktag nach einem lässigen Kopfnicken in unsere Richtung zur Schule staksen – wir müssen, wie wir das eigentlich ständig tun, loslassen, und das wird bei aller Freude über einige ungestörte Stunden zum Arbeiten nicht so einfach sein, wie wir uns das vorstellen.
Deshalb: habt Erbarmen. Lasst uns nicht stundenlang debil auf winzigen Stühlen sitzen, drückt uns an Elternabenden keine Bastelarbeiten in die Finger (wir sind gehemmt und nur wenige von uns erfreuen sich in Gesellschaft von 23 uns meist völlig fremden Menschen kreativer Schübe, schon gar nicht auf Befehl). Gebt uns zwei Wochen vor den Sommerferien keine weissen Stofftaschen mit, die wir bis zum ersten Kindergartentag mit fröhlichen Motiven bemalen sollen. Und: erzählt uns viel über euch. Keine von uns würde auch nur einen Babysitter für zwei Stunden anstellen, ohne vorher Details über politische Gesinnung, bevorzugte Freizeitaktivitäten und die ungefähre Zahl der Piercings aus ihr herauszuquetschen. Am liebsten möchten wir alles wissen: welche Musik ihr hört und ob ihr Mörgeli auch so ätzend findet oder ob ihr den Blick oder die "Zeit" lest und jedes Jahr nach Savognin fahrt und im Ferienhäuschen eurer Eltern Wanderferien macht. Oder ob ihr in der Freizeit mit Gothic-Klamotten durch die Stadt schreitet, Briefmarken sammelt oder den Papst das absolut Grösste findet. Klar geht uns das nichts an. Aber unsere Kinder erzählen euch schliesslich auch, dass Papa drei Unterhosen mit Tigerstreifen hat und Mama pupst, wenn sie Aprikosen isst. Meint bloss nicht, das sei uns nicht bewusst.
chamäleon123 - 20. Jun, 22:19