
Wenn man sich heutzutage mit jemandem trifft, ganz egal wo, legen ja alle als allererstes ihre Mobiltelefone auf den Tisch. Es scheint dafür eine Art Knigge zu geben: rechts, bzw. links von der SMS-Hand, nah genug, um das Gerät mit einem Zucken des Handgelenks sofort erreichen zu können.
Die Telefone liegen nun also dort und blinken unaufhörlich vor sich hin und mitten im Tischgespräch überfallen einen plötzlich überaus paranoide Signale. Was, wenn der Chef seit 19 Minuten mithört, wie man das ganze Unternehmensprogramm subversiv auf den Kopf stellt und Pläne von revolutionären Sabotageakten schmiedet? Und was, wenn man sich gerade angeregt über den Liebsten aufregt und dieser zu Hause seine Versäumnisse im Kommunikationsbereich via Lautsprechertaste mitverfolgen kann?
Die Technik, denkt man dann, blitzartig schweissgebadet, überrascht uns schliesslich täglich mit neuen Tools für ungeahnte Möglichkeiten und vom bissigen Kollegenrating unter vermeintlich vier Augen und Ohren kursiert womöglich schon längst ein Podcast zum freien Download.
Spätestens nach diesem Gedankengang schaut man sich argwöhnisch um, ob nicht irgendwo Kameras versteckt sind im Kronleuchter. Und plaudert fortan ausschliesslich Unverfängliches.