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Ich bin jetzt also auch in facebook. Ehrlich gesagt nur deshalb, um dem jüngsten Bruder zu beweisen, dass ich dafür noch keineswegs zu alt bin. Aber eigentlich bin ichs doch, habe ich kleinlaut festgestellt, nachdem ich mich morgens um halb drei dabei ertappt habe, wie ich melancholisch das Travel Profile der Schwester angestarrt habe: sie war schon in 1098 Städten 32 verschiedener Länder. Fieberhaft klickte ich mich am nächsten Tag durch die Landkarte – und kam selber bloss auf lausige 18 Länder. Kümmerliche 542 Städte und das nicht einmal ohne Schummeln, denn an viele der Metropolen kann ich mich kaum erinnern oder es handelt sich lediglich um eine Stippvisite auf der Touristeninformation oder in einer lärmigen Bar.
Auch mit meinen facebook-Freunden kann ich nicht trumpfen: ich habe deren vier und drei davon sind Verwandte. Es ist läppisch. Gabriel Vetter hat 179 Freunde, eine, die Milena Moser heisst, listet gar 547 auf und jemand, den ich beruflich kenne und mit dem ich im Jahr so etwa 67 Worte wechsle, zählt Carla Bruni und Kurt Aeschbacher zu seinen Freunden. Aeschbacher, mein Gott, hat selber 1597 Freunde an die er in der Not Messages senden könnte. Wie zum Beispiel jener Wortbeitrag an die Welt von einem Jüngling namens Matter „i ga jetz mau go pfüsele.“
Es kann mein Ansehen nicht einmal aufwerten, wenn ich in der Sparte Persönliches mit meinen vielseitigen Interessen prahle oder mich in skurrilen Gruppen als Mitglied eintrage. Denn wer sagt mir, was angesagt ist in einem weltweiten sozialen Netzwerk? Vielleicht blamiere ich mich unwiderruflich, wenn ich mich als Fan von The Toxic Guineapigs oute oder als jemand, der gerne Himbeeren isst und Knödel verabscheut? Man weiss es nicht und klickt sich orientierungslos herum.
Und wie funktioniert das überhaupt mit den Freundschaften? Das ist ja, mit Verlaub, noch viel komplizierter als im richtigen Leben: soll man frohgemut um die Gunst von jemandem buhlen, den man nur sehr entfernt - zum Beispiel durch Arbeit 2 – kennt? Auch nicht, wenn die Person einflussreiche Freunde hat oder sehr sehr viele, wodurch ich vernetzt würde im Netzwerk und endlich zu mehr Freunden käme, vielleicht sogar zu solchen aus N.Y. oder Chihuahua oder Buenos Aires? Und was, wenn die angebuhlten entnervt die Augen verdrehen, wenn sie meine Freundschaftsanfrage lesen und was, wenn sie sie gar kaltblütig abweisen? Es droht ein Minenfeld von Demütigungen und ich wende mich doch lieber einer vielversprechenderen facebook-Anwendung zu: in „Meine Bücher“ kann man nämlich alles bereits Gelesene eintragen. Damit – immerhin – werde ich eine Weile so beschäftigt sein, dass ich Ablenkung durch Freunde auf keinen Fall gebrauchen kann.
Auch mit meinen facebook-Freunden kann ich nicht trumpfen: ich habe deren vier und drei davon sind Verwandte. Es ist läppisch. Gabriel Vetter hat 179 Freunde, eine, die Milena Moser heisst, listet gar 547 auf und jemand, den ich beruflich kenne und mit dem ich im Jahr so etwa 67 Worte wechsle, zählt Carla Bruni und Kurt Aeschbacher zu seinen Freunden. Aeschbacher, mein Gott, hat selber 1597 Freunde an die er in der Not Messages senden könnte. Wie zum Beispiel jener Wortbeitrag an die Welt von einem Jüngling namens Matter „i ga jetz mau go pfüsele.“
Es kann mein Ansehen nicht einmal aufwerten, wenn ich in der Sparte Persönliches mit meinen vielseitigen Interessen prahle oder mich in skurrilen Gruppen als Mitglied eintrage. Denn wer sagt mir, was angesagt ist in einem weltweiten sozialen Netzwerk? Vielleicht blamiere ich mich unwiderruflich, wenn ich mich als Fan von The Toxic Guineapigs oute oder als jemand, der gerne Himbeeren isst und Knödel verabscheut? Man weiss es nicht und klickt sich orientierungslos herum.
Und wie funktioniert das überhaupt mit den Freundschaften? Das ist ja, mit Verlaub, noch viel komplizierter als im richtigen Leben: soll man frohgemut um die Gunst von jemandem buhlen, den man nur sehr entfernt - zum Beispiel durch Arbeit 2 – kennt? Auch nicht, wenn die Person einflussreiche Freunde hat oder sehr sehr viele, wodurch ich vernetzt würde im Netzwerk und endlich zu mehr Freunden käme, vielleicht sogar zu solchen aus N.Y. oder Chihuahua oder Buenos Aires? Und was, wenn die angebuhlten entnervt die Augen verdrehen, wenn sie meine Freundschaftsanfrage lesen und was, wenn sie sie gar kaltblütig abweisen? Es droht ein Minenfeld von Demütigungen und ich wende mich doch lieber einer vielversprechenderen facebook-Anwendung zu: in „Meine Bücher“ kann man nämlich alles bereits Gelesene eintragen. Damit – immerhin – werde ich eine Weile so beschäftigt sein, dass ich Ablenkung durch Freunde auf keinen Fall gebrauchen kann.
chamäleon123 - 4. Jan, 13:48