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Über Geld redet man ja hierzulande nicht. Man hat's - oder eben nicht. Ich habe keine Ahnung, was meine Kolleginnen und Kollegen bei Arbeit 2 genau verdienen. Bei Arbeit 3 weiss ich zumindest den Stundenansatz meiner Mit-Arbeitenden.
Zusammengefasst finde ich dieses je nach Höhe des Salärs vornehme oder verschämte Schweigen über dessen Höhe ärgerlich: wie soll man je normal über Arbeit reden können, wenn sich eine Gesellschaft ziert, den ihr via Lohn beigemessenen Wert offen zu beziffern? Warum darf ich nicht wissen, wieviel die Charcuterieverkäuferin verdient, der Direktor meiner Bankfiliale, die Physiotherapeutin nebenan, der Journalist, der täglich viele Zeilen zu meiner Zeitungslektüre beiträgt? Würde ich mich neidisch ärgern, wenn ich wüsste, was mein oberster Chef verdient? Oder würde ich verzagt die Länge seiner Studienzeit und die Anzahl seiner Masters, Bachelors, Diplome und Zertifikate mit meinem Ausbildungsweg vergleichen?
Dass wir niemals offen über Geld reden, hat natürlich damit zu tun, dass wir uns nicht gerne in die Karten schauen lassen: wenn wir wenig verdienen, lässt das Rückschlüsse auf unsere Ausbildung zu. Wenn wir viel verdienen, geraten wir in den Verdacht, zu den Abzockern zu gehören. Dabei scheint mir allerdings manchmal, dass mitterweile vieles so gehörig aus den Fugen geraten ist, dass wir dieses Tabu jetzt endlich mal aufheben können. Längst entspricht der Lohn nicht mehr der Qualität der Ausbildung. Und umgekehrt auch nicht. Wir wissen gar nicht mehr, was ein gerechter Lohn für ehrliche Arbeit genau bedeuten soll. welche Arbeit ist noch ehrlich, welche eigentlich überflüssig? Und sind 12 Franken pro Stunde gerecht? Und 16000 Franken pro Stunde?
In einem Gespräch über Arbeit 2 und das Geldverdienen im Allgemeinen habe ich kürzlich behauptet, mein Lohn diene im Haushalt Liebster/Chamäleon vor allem für Luxusbedürfnisse wie Ferien, Schuhe oder das Gläschen weissen Burgunder unterm Apfelbaum. Man muss dazu wissen, dass ich quasi nicht rechnen kann und das ist keine Koketterie. Heute habe ich Rechnungen bezahlt: Krankenkasse, Dritte Säule, Zahnarzt, Hypothek, die Fähre für die Sommerferien (ha!). Und mich sehr geschämt für meine Äusserung: es waren insgesamt 5234 Franken. Meine Beine zittern noch immer.
Ich meine: der Liebste verdient 5900 Franken. Netto. Ich rund 2100 bei Arbeit 2 inklusive Nebenkanälen und monatlich etwa 500 bei Arbeit 3. Vielleicht sollte man nicht über die Familienfinanzen reden und sie gar verwalten, wenn der kleine Wolf besser rechnen kann als man selber. Jedenfalls: es schmilzt dahin, das Einkommen, als wär's Packeis im Bann der Klimaerwärmung. Und ich sollte meine Diskalkulie therapieren.
diefrogg - 4. Mai, 18:30

Im Prinzip...


chamäleon123 - 5. Mai, 08:00

schon, aber grundsätzlich....
diefrogg - 5. Mai, 22:17

...wollte ich...

hier zu einem langen Exkurs über das Thema ansetzen. Aber dann ist mir bewusst geworden, dass ich nicht einmal das will. Geschweige denn, über meinen oder irgendwessen Lohn schreiben. Wahrscheinlich aus lauter moralisch falschen, bescheuerten, fiesen, kleinen Gründen. Aber es ist so.

Einer davon ist: Jedes Mal, wenn ich mit jemandem über meinen oder seinen Lohn gesprochen habe (was ichhöchstens dreimal im Leben getan habe), war ich nachher sehr verunsichert.

Ich wollte sogar das "Im Prinzip" wieder löschen. Eine Freudpsche Unterlassung, vermute ich. Tschuldigung...
muellerto - 5. Mai, 07:51

Ich weiss, was der Vorstand meiner Bank so verdient. Es steht schlicht im Geschäftsbericht (hinten im Anhang) und der ist als PDF auf der Website. Dieses Wissen macht aber weder glücklich noch unglücklich.

chamäleon123 - 5. Mai, 07:59

Diese Bank verfälscht bloss sämtliche Statistiken und Vorurteile gegenüber Banken. Ich meine: 52 % Frauen in Führungspositionen! In meinem Unternehmen (Arbeit 2) notabene hat's keine einzige. Mit Glück oder Unglück hat das übrigens nichts zu tun. Ich bin ja nicht glücklicher, wenn ich mehr verdiene. Es geht mir aber um die Wertschätzung, den Wert einer Arbeit, der sich am Lohn durchaus ablesen lässt - von einigen irrwitzigen Übertreibungen mal völlig abgesehen. Meinen Arbeit 2-Lohn finde ich übrigens angemessen, im Vergleich mit anderen Arbeiten aber wiederum übertrieben.
chamäleon123 - 7. Mai, 08:37

@FrauFrogg: es geht nicht um Moral. Sondern um ein angestaubtes Tabu, das dazu beiträgt, die Gesellschaft in sauber voneinander getrennte Schichten zu unterteilen. Denkt man nicht etwas geringschätziger von Leuten, die ein tiefes Einkommen haben? Ehrgeizlose, Randarbeiter, vielleicht Faule, ohne genügend Antrieb? Man wertet und teilt ein, ohne es sich bewusst zu sein. Und es ärgert mich sehr, wenn mir die Tatsache, über meinen Lohn geredet zu haben, ähnlich stark beunruhigt und beklemmt, als hätte ich über intime Gewohnheiten oder eine unpopuläre Gesinnung geplaudert. Was soll denn diese Geheimniskrämerei, dieses vornehme oder resignierte Schweigen?


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Das CHAMÄLEON wechselt natürlich ständig die Farbe. Es läuft öfters rot an vor Wut wenn es wieder einmal an allem schuld sein soll, wird höchstens gelb vor Neid wenn es Reiseberichten anderer Leute zuhört oder ist ab und zu blau, weil es immer mal wieder die Luft anhalten soll. Der KLEINE BÄR ist mittlerweile gar nicht mehr sooo klein und muss derzeit hauptsächlich mit List und allerlei Tücke von seinem Nintendo Wii weg und zu den übrigen Freuden des Lebens hingeführt werden. Er verbringt gerne viel Zeit in seiner kuschligen Bärenhöhle und hält Schule für eine schlimme Verschwendung seiner Zeit. Der Bär ist von sanftem Charakter, aber ausserdordentlich eigensinnig. Und manchmal brummt er gehörig. Der KLEINE WOLF ist für jede Aktivität zu haben - ausser manchmal für Geschirrspülmaschine ausräumen. Er legt gerne weite Strecken zurück, auch in Wander- oder Schlittschuhen - und jagt unermüdlich nach süssem Naschwerk. Ab und zu knurrt er grimmig, heult wild und zeigt die Zähne. Macht aber gar nichts. Der LIEBSTE schliesslich ist eben einfach der Liebste. Meistens jedenfalls. Ferner wären da noch das überaus treue SCHLECHTE GEWISSEN. Und natürlich ERNST...

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