ach?
Man müsste sich vielleicht einmal ernsthaft als Zuhörerin versuchen, nichts therapeutisches, nein, nur auf der "Wie geht es Ihnen denn so?"-Ebene. Es ist ja schier unglaublich, was man da von den Leuten so erfährt, wenn man nicht nur um der eigenen Gelegenheit zum Erzählen -wie-es-einem-denn-so-geht fragt. Halbe Leben werden einem in fünfzehn Minuten berichtet, Hoch- und Tiefschläge, man weiss danach Dinge, die man lieber gar nicht wissen möchte weil man genau weiss: vielleicht ist es denen ja peinlich, wenn sie einem das nächste Mal antreffen. Und diese Leute sind nicht betrunken oder lebensmüde oder verzweifelt, solche Dinge hört man zwischen ganz normalen Sätzen und Worten und Häuchen von geseufzter Resignation, die sofort durch muntere Lächeln gegengewichtet wird. Erstaunlich auch, wie sich die Sicheren, Kraftvoll-durchs-Leben-stapfenden, unbeirrt Aufwärtsstrebenden in Momenten des Erzählens sinkenlassen, wieviel sie preisgeben von ihrer Atem- und Ratlosigkeit. Man fragt: ach? und sie erzählen sich atemlos weiter ins Innere, bis sie ein bisschen erschrecken und sagen: so, ich muss.
chamäleon123 - 24. Okt, 21:25
Atem- und Ratlosigkeit,