daily soap
Nein, ich hatte kein Mitleid mit Toni Brunner, als er sich verstohlen eine Träne aus dem Auge wischte bei Blochers Abschiedsrede vor dem Parlament.
chamäleon123 - 13. Dez, 09:09
Soeben mit dem Gedanken an eine Überdosis Baldrian gespielt. Strebe einen sanften, schmerzlosen Dämmerzustand an, der mich ein paar Tage ins Bett zwingt. Danach ginge es mit Elan weiter.

Wird wohl nichts - wahrscheinlich muss man von zuviel Baldrian bloss kotzen oder man wird hyperaktiv.
chamäleon123 - 9. Dez, 15:09
Ja. Ja. Tagelang Wolf und Bär nerven mit "amsamstaglöschenwirdannumachtdaslicht" und "ichhabeuchdocherklärtwieso, himmeldonnerwetter" - dann um zehn nach 8 betreten auf die Uhr und auf das ununterbrochen brennende Wohnzimmerlicht schauen und merken, dass die Tagesschau-Hauptausgabe ja auf dem info-Kanal läuft...
Aber immerhin wurde die Aktion "Licht aus" ursprünglich von der "Bild"-Zeitung initiiert. Möglicherweise fragte sich mein weises Unterbewusstsein: "Kann das denn etwas Gutes sein?!"
chamäleon123 - 8. Dez, 21:33
Soeben, zwischen Suppe, Vollornbrot (ha!) und Würstchen, Wolf und Bär das
Märchen von des Kaisers neuen Kleidern erzählt. Ein Dauerbrenner in der ethischen Erziehung mittelkleiner Kinder, man sollte diese Parabel auch Grossen des öfteren unter die Nase reiben.
chamäleon123 - 7. Dez, 13:27
Ich bin vergesslich.
Ich bin so vergesslich, dass ich mit einem Gedanken daran, was dringend zu tun wäre, die erste Treppe im alten Haus hochsteige - und schon nach 786 Stufen hab ichs vergessen. Es ist dies eine Variante der Keller-Geschichte, die immer durch Angehörige von Alzheimerpatienten am TV oder in Reportagen berichtet wird ("Ich schickte ihn in den Keller, um Essig zu holen. Und er brachte schmutzige Socken aus dem Wäschekorb.") Ich vergesse nicht nur Termine und Telefonnummern. Sondern auch Namen, Geburtstage, Strassennummern und manchmal auch, was für ein Tag gerade ist. Ich kann mich nicht mehr an Bücher erinnern, die ich gelesen habe und vergesse Musik sofort, nachdem ich sie gehört habe. Will ich jemandem über einen interessanten Film erzählen, weiss ich weder den Titel, noch die Namen der Schauspieler und vom Inhalt bleiben mir nur Bruchstücke.
Schon lange will ich deswegen eine Fachperson konsultieren - etwa eine Gedächtnisspezialistin oder jemanden aus dem geriatrischen Bereich (Frühdemenz?!) - allein, ich vergesse jeden Tag, endlich einen Termin zu vereinbaren. Einmal hatte ich einen, bei einem Psychologen. Ich habe ihn, wen wunderts, verpasst. Kürzlich habe ich sogar etwas ganz Besonderes erlebt. Ich ging frohgemut aus dem Haus und..was wollte ich jetzt gleich erzählen?
chamäleon123 - 4. Dez, 09:15
Gratis und franko habe ich ein neues Handy bekommen, ohne Abo und Klingeltondauerauftrag. Mein altes Telefonino, beschied man mir, sei altmodisch und so was von out. Nicht, dass ich mich nicht gefreut hätte, ehrlich. Denn tatsächlich präsentierte sich das Second-Hand-Neue nicht nur in einem megavielcooleren Outfit, sondern auf den ersten Blick auch leistungsfähiger und effizienter. Ich würde damit nicht nur telefonieren können, sogar viel schneller als vorher, sondern auch Radiohören, Musik draufloaden und möglicherweise sogar im Internet rumsufen. So geil.
Ich machte mich also mit Feuereifer daran, das Neue mit den alten Adressdaten zu pimpen und erste Erfolgsgefühle durchrauschten meine Adern, als ich dem Liebsten das erste SMS schicken konnte. Nur: in den folgenden Tagen zuckte ich nicht nur jedesmal dramatisch zusammen, als sich das trendige Handy mit dem ungewohnten Klingelton "Thriller" meldete. Ich suchte auch hektisch nach dem richtigen Schalter für den Anrufempfang und war unsicher, welches der 79087 Mikrofonöffnungen ich nun ans Ohr und welches vor die Sprechanlage an meinem Kopf halten sollte.
Schon am dritten Tag kapitulierte ich und klaubte heimlich die SIM-Karte aus dem Trendigen raus und ins Uncoole wieder rein. Der Wechsel schien mir - so kurz nach dem grässlichen Gespräch mit dem Chef - plötzlich allzu sinnbildlich und eine warme Welle der Solidarität mit dem zuverlässigen, aber altmodischen Gerät überflutete mich: "Ich bin wie Du", flüsterte ich ihm zu und steckte es trotzig wieder in meine Tasche. Dem Coolen auf dem Tisch warfen wir einen verächtlichen Blick zu, bevor wir den Raum verliessen - um endlich in Ruhe zu telefonieren.
chamäleon123 - 12. Nov, 20:37
Die Tücken des Alltags sind ja so schon mannigfaltig und unerschöpflich: Herdplatten geben ihren Geist auf, die Kaffeemaschine blinkt nach sofortigem Entkalkungs-Service oder einzelne Handschuhe verschwinden im denselben geheimnisvollen Schwarzen Loch in Raum und Zeit wie die einzelnen Socken.
Und jetzt auch noch die Heizöl-Bestellung.
Als der Liebste und ich den Kaufvertrag für unser wunderbares, aber altes und schlecht isoliertes Häuschen unterzeichneten, stiegen vor unserem geistigen Auge nicht nur - schillernden Gedankenblasen gleich - Vorstellungen von glücklich spielenden Kindern im eigenen Garten auf. Unser Haus, so malten wir es uns in satten Grün-Tönen aus, würde alsbald auch über eine Solaranlage auf dem Dach zwecks Warmwasseraufheizung verfügen, über eine wunderbare Energiebilanz und natürlich würden wir die alte, brummende Ölheizung im Handumdrehen durch eine ökologisch sinnvolle Wärmelösung ersetzen.
Ein weiteres Kapitel im Buch der Illusionen (siehe auch: Kapitel 1: Vereinbarkeit von Familie & Beruf). Ich suchte nach Offerten, der Liebste rechnete - und der Fall war klar: Ökologie ist was für Besserbetuchte, als wir es sind. Natürlich hätten wir das auch vor dem Hauskauf ausrechnen können - aber allzuviel Realismus ist einer optimistischen Zukunftsplanung durchaus abträglich.
So blieb die miese Isolation, die Solaranlage leisten wir uns zur Pensionierung und ich muss also Jahr für Jahr zähneknirschend Öl bestellen.
Dabei kann ich - oh Segnungen des Kapitalismus - nicht nur zwischen 721364876 Anbietern und ihrer individuellen Preisgestaltung wählen, sondern darf auch die minütlichen Schwankungen des Börsenkurses gespannt verfolgen: die Heizölbestellung wird zu einem wahrhaft haarsträubenden Glücksspiel. Damit nicht genug: schon haben findige Anbieter Produkte entwickelt wie "Wärmesicherheit 3000", mit denen man die Kosten fixieren können soll.
Lieder hilft hier nicht einmal Comparis. Die Heizöl-Bestellung wird also zum Tagesjob im Alltags-Sekretariat: Offerten anfordern, Preise vergleichen, Börsenkurse verfolgen, im richtigen Moment zuschlagen. Arbeit 2 muss warten und auch Putzen oder Kochen liegen an solchen Tagen nicht drin. Wolf und Bär verpflegen sich zähneklappernd aus dem Kühlschrank. Leider ist der ebenso leer, wie der Öltank. Ich muss wohl die Ölbestellung ebenfalls outsourcen.
chamäleon123 - 6. Nov, 08:18
"Schreiben ist für Streber."
Homer Simpson

chamäleon123 - 31. Okt, 11:34
Seit der Lektüre einer speziellen Kolumne von Gisela Widmer - es ist bereits Jahre her - getraue ich mich nicht mehr so richtig, öffentlich zu schlafen. Zum Beispiel im Zug, an die Schulter des Liebsten gelehnt, in der sicheren Gewissheit, dass er mich am Zielbahnhof nicht sitzen lassen, sondern mit einem kernigen Scherzchen wecken wird. Der Text handelte nämlich von einem Menschen in meinem Alter, der nicht mehr bei seiner Freundin jüngeren Datums übernachten wollte, weil: er überlegte sich , wie er wohl schlafend aussähe.
Das tue ich seither auch. Schlafe ich mit offenem Mund, einen silbrig-glitzernden Speichelfaden auf dem Kinn? Schnarche ich leise, aber unüberhörbar? Murmle ich irre vor mich hin, ein schräges Lächeln auf den schlaffen Lippen? Entgleisen meine Gesichtszüge zu einer grusligen Maske, so dass sich jeder unwillkürlich ein bisschen für mich schämt, der mich da so selbstvergessen schlafen sieht?
Ich will es nicht wissen, eigentlich - auch wenn ich den Liebsten schon sehr häufig diskret ausgefragt habe. Er allerdings, als durch und durch rationaler Vertreter seiner Gattung, versteht den Sinn solcher Fragen nicht. Er denkt über solche Dinge nicht nach.
Ich schon, leider, und dunkle Momente - etwa während einer wahrscheinlich mehrstündigen Schärenfahrt in Stockholm, als ich unzählige Male debil einnickend das Kinn auf die Brust sinken liess und die spöttischen Blicke meiner Reisebegleiter beim Erwachen verschämt deutete - lassen mich zunehmend angestrengter über diese Frage nachdenken.
Sie hat ja durchaus philosophische Aspekte. Sind wir noch uns selbst, wenn wir uns sabbernd einem Power-Nap im Flugzeug hingeben? Oder verlässt uns ein Teil unseres Ichs in diesen Momenten? Vielleicht, weil es sich unser schämt?
Man weiss es nicht. Und bleibt tagsüber eben wach.
chamäleon123 - 29. Okt, 22:52
Ich bin ja - bitte liebe Hirnforscher, belehrt mích eines Besseren - der festen Überzeugung, dass Männer und Frauen zweierlei Hirnregionen aktivieren, um das herzustellen, was sie sich unter "Ordnung" vorstellen. Feldforschungen unternehme ich jedes Mal, nachdem der Liebste die Küche aufgeräumt hat.
Nicht dass ich als eingetragenes Mitglied der Anonymen Beinahe-Messies als Ordnungsfanatikerin gelten würde. Aber ich breche in hysterisches Kichern aus, wenn ich die - nach des Liebsten Begriff - akkurat aufgeräumte Kochnische mit kritischem Hausfrauenauge inspiziere. Er reiht den Mixer neben dem Dressiersack und dem Kräutermesser auf der Kaffeemaschine aneinander, frisches und altbackenes Brot werden kunstvoll geschichtet und die Pfannen stapeln sich - natürlich der Grösse nach geordnet - auf dem Abtropfsieb. Ein systematisches Chaos - aus meiner Sicht.
Der Liebste nämlich gehört zu jenen, die leere Flaschen auf dem Kühlschrank aufreihen und Milchkartons neben dem Fernseher stapeln, ohne dass ihn das im Geringsten stören würde. Mein ästhetisches Empfinden wird dabei grün im Gesicht und beginnt zu würgen: wenn ich denn endlich mal aufräume, will ich blitzende, leere Flächen und feng-shui-orthodoxe Puristen-Klarheit in den Räumen. Wenigstens für 20 Minuten.
Das birgt Zündstoff, klassischen. Denn wenn ich die ordentlichen Ordnungsstapel jedesmal umräume, denkt sich der ordentliche Liebste zu Recht: der kann man mal wieder gar nichts recht machen. Soll sie doch gleich selber..
Lösungen sind, trotz vermehrter Anstrengung auf dem Gebiet der Feldforschung - noch keine in Sicht. Vielleicht ein ukrainischer Putzmann?
chamäleon123 - 14. Okt, 13:54